2024-01-18 17:44 von Catharina Flämig Kanal von Korinth Griechenlands berühmtester Seeweg Am Isthmus von Korinth trifft die Halbinsel Peloponnes auf das griechische Festland. Diese ca. 6 km breite Landenge sahen Ingenieure schon im 6. Jh. v. Chr. als idealen Ort für die Schaffung eines künstlichen Seewegs an, der den Golf von Korinth mit dem Saronischen Golf verbinden und Seefahrern so den ebenso mühevollen wie gefährlichen, fast 400 Kilometer langen Umweg um die gesamte Peloponnes herum ersparen sollte. Im Griechenland der Antike gab es zahllose technische Meisterleistungen, aber an diesem Projekt scheiterten Griechen wie Römer und selbst noch die Venezianer: Der Bau des Kanals von Korinth, vom dem die alten Griechen schon seit Jahrtausenden träumten, ließ sich tatsächlich erst in der Neuzeit zwischen 1891 – 1893 realisieren. Doch warum dauerte es so lange, bis eine 2.500 Jahre alte Idee Realität wurde? Ein Bauprojekt mit vielen Stolpersteinen Die Seewege des Altertums waren gefährlich: ohne Motor waren Seefahrer nahezu ungeschützt den Naturgewalten der Meere ausgesetzt. In der Antike und im Mittelalter fuhren daher die meisten Schiffe, die von Europa nach Asien oder umgekehrt unterwegs waren, den Isthmus von Korinth an, um eben jenen Umweg um die Peloponnes mitsamt der vielen im offenen Ionischen Meer und der Ägäis lauernden Gefahren zu meiden. Am Isthmus angekommen, wurden die Schiffe komplett entladen, anschließend von den Korinthern unter Einsatz unzähliger Taue und Baumstämme auf dem „Diolkos“ genannten Schiffskarrenweg über die Landenge gezogen und auf der anderen Seite wieder beladen. Mehrere Tage dauerte diese mühsame Prozedur, die den Grundstein für den einstigen Reichtum der Handelsmacht Korinth legte. Schnell wird daher klar, warum der Traum vom Kanalbau schon früh aufkam. Doch dieser war ein Projekt mit vielen Hindernissen, an dem selbst die größten politischen Führer der Antike scheiterten. Die Idee des Kanals stammt vom korinthischen Tyrannen Periander aus dem 6. Jh. v. Chr., doch offenbar ohne bauliche Umsetzung. 40 n. Chr. entsandte der römische Kaiser Caligula seine Ingenieure an den Isthmus, um konkrete Messungen durchzuführen. Mit niederschmetterndem Ergebnis kehrten die Expedienten zurück: die Ingenieure befürchteten, dass der Meeresspiegel des Ionischen Meeres (Golf von Korinth) höher als derjenige der Ägäis (Saronischer Golf) sei und ein Durchbruch durch den Isthmus von Korinth eine Überschwemmung der Insel Ägina und möglicherweise auch der Stadt Athen nach sich ziehen könne. Eine irrige Annahme, wie wir heute wissen und obendrein eine Vermutung, von der sich der römische Kaisers Nero wenig später nicht abhalten ließ, einen großangelegten Bauversuch zu starten. 67 n. Chr. soll er mit einem goldenen Spaten selbst den ersten Stich gemacht haben, bevor er die weitere Arbeit 6.000 Sklaven überließ. Nero starb jedoch kurz darauf und der Bau wurde eingestellt. Er ruhte bis ins 17. Jh., als venezianische Flottenangehörige erneut damit begannen, einen Kanal am Isthmus von Korinth auszuheben. Doch auch sie stoßen schnell auf massives Gestein und sahen sich gezwungen, Abstand von diesem Bauprojekt zu nehmen. Das Wundermittel, das den Kanalbau im 19 Jh. dann doch tatsächlich ermöglichen sollte, hieß Dynamit. Der revolutionäre Sprengstoff wurde erst im Jahr 1867 von Alfred Nobel erfunden. Mit Hilfe von Dynamit, sehr sorgfältiger Planung und zahlreichen Arbeitern gelang der Kanalbau letztlich in einer Rekordbauzeit von weniger als drei Jahren. Dafür verantwortlich sind die beiden ungarischen Ingenieure Istvan Türr und Bela Gerster. Wunderwerk der Moderne – Was den Kanal von Korinth so einzigartig macht Die Faszination, die vom Kanal von Korinth ausgeht, ist seit der Fertigstellung ungebrochen. Jedes Jahr pilgern unzählige Touristen zum Isthmus, um dieses technische Wunderwerk der Moderne mit eigenen Augen zu sehen. Steht man auf einer der fünf den Kanal überspannenden Brücken und schaut hinunter, offenbart sich die unglaubliche Leistung der Kanalbauer auf den ersten Blick. Die aus Fels gehauenen Wände des 6,3 km langen Kanals erheben sich bis zu 84 m – ein wahrlich imposanter Anblick. Der Kanal hat eine konische Form, baubedingt ist er unten deutlich schmaler als oben: Die Breite am Grund beträgt nur 21 m, an der Wasseroberfläche 24 m und oben 75 m. Um die unglaublichen Gesteinsmassen während des Baus aus dem Kanal abtransportieren zu können, verlief ehemals eine Eisenbahnlinie mitten hindurch. Heute fließt hier natürlich Wasser, dieses ist nur 8 m tief. An beiden Enden des Kanals gibt es absenkbare Straßenbrücken, die je nach Schiffsverkehr ins Wasser versenkt werden können, um die Durchfahrt freizugeben. Weil der Kanal so schmal ist, ist er für durchfahrende Schiffe eine Einbahnstraße. Die Einfahrt wird vom Hafenamt des Isthmus über eine Ampel geregelt. Die Passage dauert in der Regel eine halbe Stunde. Bei sehr großen Schiffen, die geschleppt werden müssen, kann sie sich auch bis zu anderthalb Stunden hinziehen. Umwelteinflüsse haben die steil aufragenden Felswände des Kanals marode gemacht, zudem strömt ständig Sand in den künstlichen Seeweg hinein, der deshalb permanent gewartet werden muss. Dies zusammen mit den hohen Baukosten ist dafür verantwortlich, dass die Passage nicht kostenfrei ist. Pro Schiffsmeter werden 10 Euro für die Durchfahrt berechnet, bezahlt wird diese Gebühr beim Hafenamt auf der Saronischen Golf Seite. Bedeutung des Kanals von Korinth - damals und heute Die Historiker sind sich einig: Ohne den Kanal von Korinth würde Zentralgriechenland heute ein anderes Gesicht haben. Sein Bau ist für den Aufstieg des Hafens von Piräus zu einem der wichtigsten Handelshäfen des Mittelmeeres verantwortlich. Damit dürfte der Kanal auch die heutige Größe der Stadt Athen nicht unwesentlich beeinflusst haben. Durch die Weiterentwicklung der Schifffahrt hat der Kanal inzwischen seine einstige Bedeutung längst verloren, nicht aber seine touristische Anziehungskraft, die noch immer für das relativ hohe Verkehrsaufkommen des Seewegs verantwortlich ist: Bis heute passieren täglich im Durchschnitt 30 Schiffe den Kanal, was ca. 11.000 Schiffen pro Jahr entspricht. Erstaunlicherweise werden noch immer keine einfachen Durchfahrten für Touristen angeboten, so dass sich die meisten Griechenland-Reisenden mit einem – zugegebenermaßen sehr eindrucksvollen – Panoramablick auf den Kanal von einer der Brücken begnügen müssen. Dieser ersetzt jedoch kaum den Gänsehautmoment, per Schiff durch den Kanal von Korinth zu fahren. Wer einen Segelschein besitzt ist fein raus: Per Segelboot darf man den Kanal von Korinth passieren. Auch einige Kreuzfahrtreedereien haben die Passage durch den Kanal von Korinth im Programm, z. B. Olsen Cruise Lines oder Nicko Cruises. Wer es exklusiver mag, kann auch mit Inselhüpfen dieses einmalige Erlebnis genießen: Mit dem charmanten Motorsegler Panagiota geht es auf der Rad & Schiff Reise Ionische Inseln & Golf von Korinth mehrmals im Jahr durch den Kanal von Korinth. Derselbe Veranstalter bietet auch eine E-Bike- und Schiffstour von Athen nach Lefkas an, die ebenfalls den legendären Kanal passiert. Zurück
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